Hier unser lebendiger Rückblick auf die für alle Beteiligten bereichernde Woche im Juli 2017.

Projektwoche in der Merkurschule Ottenau Klasse 3a/b vom 10. – 14.07.2017

Mitte 2016 führten wir mit der geschäftsführenden Rektorin der Gaggenauer Grund – und Hauptschulen und Leiterin der Merkurschule Frau Barbara Fischer, den Lehrerinnen Sonja Schurer und Michaela Kugel ein erstes Gespräch über eine Projektwoche: Hospiz macht Schule. Von Anfang an waren die Lehrkräfte von dem Projekt begeistert und bat uns dies an Ihrer Schule umzusetzen. Acht Hospizhelfer/innen der Hospizgruppe Gaggenau unterstützt durch zwei ehrenamtliche Helferinnen haben dann ihre erste Projektwoche vom 10.7.2017 bis 14.7.2017 mit Erfolg durchgeführt. Die Projektbeteiligten der Hospizgruppe haben in 2014 / 2015 alle den Befähigungskurs der Bundes Hospiz Akademie für dieses Projekt im Schloss Bad Rotenfels besucht. Wir begannen am 11.10.2016 mit einem Elternabend an dem wir den Eltern das Ziel der Woche vorstellten und in einer Gesprächsrunde mit den Eltern über das Thema ins Gespräch kamen. Von über 30 Kindern der Klassen 3a und 3b waren nahezu 40 Eltern gekommen, von denen im Gespräch einige über ihre Erfahrungen zum Thema Tod in der Familie erzählten.Es wurden auch Ängste und Befürchtungen, geäußert, dass die Kinder mit dem Thema überfordert würden. Ungeachtet dessen befürwortete die deutliche Mehrzahl der anwesenden Eltern die Durchführung des Projektes. Insgesamt sahen wir der Projektwoche sehr positiv entgegen. Zur Vorbereitung trafen wir uns fast zehnmal um über die Gestaltung, Vorgehensweise und Umsetzung zu sprechen. Wertvoll waren für uns die beiden „Nicht – Hospizler“ Beate Rieger und Andrea Peter, die mit Ihrem reichen Erfahrungsschatz die Basis für das gute Gelingen der Woche legten. Die Grundlage für unser Vorgehen war das Curriculum der Bundeshospizakademie für das Projekt Hospiz macht Schule. Großen Raum der Vorbereitung nahm die Beschaffung der notwendigen Materialien und Unterlagen ein. Im Verlauf der Vorbereitung haben wir dann von den beiden Klassenlehrerinnen erfahren, dass 29 Kinder die Erlaubnis von Ihren Eltern bekommen haben an der Projektwoche Hospiz macht Schule teilzunehmen.

Daraufhin haben wir uns „organisiert“. Wir bildeten fünf Gruppen mit jeweils 5 bzw. 6 Kindern und teilten uns für die jeweiligen Projekttage ein: Tag 1 Werden und Vergehen – Wandlungserfahrungen – Edith und Herbert Walterspacher Tag 2 Krankheit und Leid Cornelia Hesse und Andrea Peter Tag 3 Sterben und Tod Ursel und Hans – Jörg Ball Tag 4 vom Traurig sein Brunhilde Holzapfel und Sonja Schlenker Tag 5 Trost und Trösten Beate Rieger und Heinrich Hochheimer Wichtig war festzulegen, dass die jeweiligen Verantwortlichen für den Tag die „Federführung“ für den jeweiligen Tag übernahmen. Mit den Lehrerinnen trafen wir uns zweimal gemeinsam mit der Gruppe und kurz vor Beginn der Woche zweimal in der Schule um die Räumlichkeiten zu besprechen, die Technik zu organisieren usw. Am Freitag vor Beginn hatten die Lehrerinnen die Räumlichkeiten zugeordnet – jede Kleingruppe konnte sich in einen eigenen Raum zurückziehen und die große Gruppe versammelte sich im Medienraum der Schule. An den Projekttagen waren wir jeweils eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn im Medien Raum um den Tag noch einmal kurz durchzusprechen.

Der Projekttag begann morgens um 8:35 Uhr; 11:05 Uhr bis 11:25 Uhr „Spring – Pause“ Ende: 12:10 Uhr Jeder Tag begann und endete mit dem Lied – Ritual „Der Himmel geht über allen auf…“, das von den Kindern, den Lehrerinnen und auch uns sehr geliebt wurde. Nach dem Mittagessen – welches wir dankenswerterweise von der Schule in der Mensa bekamen, haben wir uns zu einer kurzen Reflexion des Tages und dem Ausblick für den nächsten Tag zusammengesetzt.

Erster Tag: Werden und Vergehen – Wandlungserfahrungen Die Geschichte Zairas Himmelsreise konnten die Kinder mit Hilfe der Symbole leicht nacherzählen. Begeistert haben sie die weißen und dunklen Wolken beschriftet, die dann im Raum an einer Leine aufgehängt wurden. Die Meditation Wandlungserfahrung: Schmetterling war spannend für die Kinder. Mit viel Liebe und Intensität malten die Kinder das Wandlungserlebnis und durften dann ihre Werke in die von uns vorbereiteten Arbeitsmappen einheften. Mit Begeisterung haben die Kinder dann die mitgebrachten Kinder – und Einschulungsbilder auf den großen Karton – in der Gruppenfarbe geklebt. Nicht nur die Unterschiedlichkeit der Bilder, auch die sichtbare Veränderung konnten die Kinder gut darstellen. Immer wieder im Verlauf der Woche schauten sich die Kinder die Bilder an.

Zweiter Tag: Krankheit und Leid Wir haben es als wichtig angesehen, die Kinder nicht der Reihe nach über Erfahrungen mit Krankheit zu befragen. Vielmehr kam es zu spontanen Äußerungen. Es war uns wichtig, jedes Kind erzählen zu lassen. Die Kinder hatten so viele Fragen aufgeschrieben, die sie zum Thema Krankheit dem eingeladenen Arzt Dr. Rainer Walz stellen wollten. Einfühlsam und behutsam ging Dr. Walz auf die Fragen der Kinder ein.

Dritter Tag: Sterben und Tod Die beiden Bilder von „Julia bei den Lebenslichtern“ haben wir den Kindern gezeigt und mit besprochen. Das gelenkte Gespräch zum Buch „Hat Opa einen Anzug an“, haben wir auszugsweise vorgelesen und die Bilder dazu angeschaut. Danach haben wir den Film „Willi will‘s wissen„ in zwei Sequenzen angeschaut. Mit großem Interesse verfolgten die Kinder die Arbeit eines Bestatters, die Aufbahrung eines Verstorbenen im Verabschiedungsraum, die Beerdigung und den „Leichenschmaus“. Ausführlich haben wir die Inhalte angesprochen und den Kindern die Gelegenheit gegeben das Gesehene bildhaft zu be-/verarbeiten.

Vierter Tag: „Vom Traurig-sein“ Den Kindern wurde vermittelt, dass Trauer als etwas zum Leben Gehörendes anzunehmen ist. Wir haben gemeinsam die dritte Sequenz des Filmes „Willi will’s wissen“ angesehen. Danach konnten die Kinder ihre eigenen Gefühle durch das Malen mit Fingerfarben zum Ausdruck bringen, was die Kinder begeisterst umsetzten. Nach dem vierten und letzten Teil des Filmes ging es darum, dass das Leben auch nach einem Verlust weitergeht und wir Menschen irgendwann auch wieder fröhlich sein können -vielleicht ist sogar ein Neubeginn notwendig. Die Kinder durften einer schönen Meditation lauschen und anschließend als Symbol für Veränderung und Wachstum „ihre“ Sonnenblumen in neue Töpfe umpflanzen.

Fünfter Tag Trost und Trösten Wir haben die Kinder spielen lassen, wie sie andere trösten können. Die Kinder haben ausgeschmückte Trostbriefe geschrieben, es durften aber auch Briefe an Menschen sein, die sie sehr gern haben. Die meisten Kinder wollten ihre Briefe so schnell wie möglich an den Empfänger weitergeben. Wir haben das Arbeitsblatt – „einander Trost geben“ bearbeitet und auch pantomimisch Trostsituationen gespielt.

Abschlussfeier Der „Lastentanz“ war für die Kinder und Eltern, die zum Abschluss dabei waren beeindruckend. Die Kinder zeigten den Eltern das in der Woche Erarbeitete. Anhand einer Sonnenblume wurde die positiven und die weniger schönen Dinge aufgeschrieben. Für uns war erfreulich zu lesen: “Was hat Dir besonders gefallen“? ALLES! Dann gab es ein reichhaltiges – von den Eltern ausgerichtetes – Buffet und dankbare Kinder und Eltern. Den Kindern hatte die Woche sehr gut gefallen und wir selbst waren zusammen mit den Lehrerinnen auch sehr zufrieden mit unserer ersten Woche. Insgesamt wurden etwa 100 Fotos gemacht und für das Hospiz werden wir daraus ein Fotobuch machen, um es anderen Schulen beim „Vorstellungsgespräch“ zu zeigen. Für das Leitungsteam Herbert Walterspacher

———————————————————————

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei der Merkurschule Gaggenau-Ottenau für die Ermöglichung unseres Pilotprojektes und die hervorragende Zusammenarbeit in dieser Woche. Die gemeinsamen Tage waren für alle Beteiligten sehr bereichernd.